Presseberichte

Frankfurter Neue Presse – Als der „Schlitzer“ ins „Brausebad“ einlud

Eigentlich stammt Patrick W. aus Florstadt. Mit seinen Eltern zog er nach Dieburg, dann kam er zurück in die Wetterau, kaufte sich eine Hofreite in Echzell. Die war in den vergangenen Jahren Schauplatz einiger polizeirelevanter Szenen und äußerst fragwürdiger Partys.

W. nennt sich selbst „Schlitzer“. Hintergrund: schon als Jugendlicher soll er einen Ausländer mit dem Messer traktiert haben. Jetzt ist W. 26 Jahre und mehrfach aktenkundig. Wegen Volksverhetzung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr (W. soll versucht haben, den Sohn einer gegen rechts engagierten Nachbarin zu überfahren). Er musste deswegen elektronische Fußfesseln tragen. Zwei Bewährungsstrafen wurden widerrufen, W. musste jetzt ins Gefängnis. Grund: Er wurde nach seiner Rückkehr aus den Niederlanden abgepasst, Beamte fanden bei ihm 4,5 Kilogramm Amphetamine und 600 Gramm Marihuana.

Ob er die Drogen auf seinen Partys verkaufen wollte? Bereits am Hoftor wurden Gäste mit einem SS-ähnlichen Totenkopf empfangen. Doch an schlechtem Geschmack kaum zu überbieten war der Zugang zum Partyraum. Die Gäste begaben sich ins „Brausebad“. Dort strömte aus an der Decke montierten Duschköpfen weißer Nebel. Die Reminiszenz an Auschwitz wird von den Gästen heruntergespielt, so wie jüngst auf dem Seminar, das Andreas Balser von der Antifabi in Bad Nauheim gehalten hat (vergleiche Bericht „Er schaut Rechten auf die Finger“).

Den Führungsstil der NPD bezeichnete W. einmal als lasch. Völkische Tradition ist nicht seine Sache, seine Anhänger gruppieren sich aus Techno-Ravern, Hip-Hoppern und anderen Sparten. Doch vor Gewalt schreckt die Gruppe selten zurück.

Die Gemeinde Wölfersheim ist erfolgreich gegen W. vorgegangen. Auf Drängen der Verwaltung kündigte damals der Vermieter W., der dort ein Tätowierstudio eingerichtet hatte. Das Studio befindet sich jetzt ebenfalls auf der großen Hofreite in Echzell. Dort verkaufte W. weiterhin Klamotten, die die angebliche weiße Vorherrschaft glorifizieren, zur Jagd auf Ausländer aufrufen oder Codes wie „Combat 18“ („Kampf Adolf Hitler“) abbilden.

Und die Echzeller haben weiter ihre Sorgen. 2009 randalierten Partygäste vor dem Anwesen, grölten rechte Parolen. Als sich ein Nachbar der Gruppe entgegenstellte, wurde er zu Boden geworfen, geschlagen und getreten. Schließlich wurden ihm Hose und Unterhose ausgezogen, die Szenen wurden auf das Videoportal Youtube gestellt. Später fielen Schüsse auf sein Haus, aus einer Luftdruckwaffe.kop (kop)

© Frankfurter Neue Presse 20.03.2012

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