Frankfurter Rundschau – Unverblümte Menschenverachtung

Der rechtsradikale Patrick W., derzeit in Gießen unter Anklage wegen zig Vergehen, wollte angeblich aus der rechten Szene raus, wie er beteuert. Das hessische Ausstiegs-Programm „Ikarus“ wollte ihn aber nicht. Die Begründung ist praktisch ein Urteil.
Er wolle keinen Kontakt mehr haben zu seinen rechten Kumpels, er wolle sich überhaupt zurückziehen aus der Szene. Das hatte Patrick W., der sich „Schlitzer“ nennen lässt und bislang als Kopf der braunen Truppe „Old Brothers“ galt, vor einer Woche am 14. Verhandlungstag seines Prozesses am Landgericht Gießen erklärt. Bereits im Dezember 2011 habe er sich deshalb an das hessische Landeskriminalamt (LKA) gewandt und um Aufnahme in das Programm des „Informations- und Kompetenzzentrums Ausstiegshilfen Rechtsextremismus“ , kurz Ikarus, gebeten. Die „zwei komischen Typen“, mit denen er damals gesprochen habe, hätten ihn jedoch abgelehnt.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft faxte das LKA auf knapp drei Seiten die Begründung dafür, die am 15. Prozesstag am Montag vor den Plädoyers verlesen wurde – und die gewisse Zweifel am Distanzierungswillen des „Schlitzers“ nährt.
Rein strategische Motivation
So habe W.s Bewerbung eine „rein strategische Motivation“ zugrunde gelegen, heißt es in dem Schreiben. Sein Ziel sei es offenbar gewesen, die einschlägigen Verfahren, die Ende 2011 bereits gegen ihn im Gang waren, günstig zu beeinflussen. Im Gespräch mit den Beamten, das Anfang Dezember vergangenen Jahres in Wiesbaden geführt wurde, sei W. „sehr kontrolliert und selbstsicher“ und mit einer geradezu als „dreist zu bezeichnenden Überheblichkeit“ aufgetreten. Er habe „kokettiert“ damit, angeblich „viele gute Bekannte bei der Polizei zu haben“. Und er habe geprahlt mit seiner Geschäftstüchtigkeit, die sich bis ins „Rotlichtmilieu“ erstrecke.
Mit „abfälligem Grinsen“ sei er zum Beispiel über seine Nachbarn in Echzell-Gettenau hergezogen. Diese nämlich hatten schon länger zuvor begonnen, sich gegen das fragwürdige Treiben in „Old Brothers Castle“, wie W. seine Hofreite nannte, zu wehren.
„Gewisse Grundeinstellung“
Der heute 27-Jährige habe außerdem behauptet, „kein Rechtsextremist“ zu sein, sondern lediglich eine „gewisse Grundeinstellung“ zu besitzen. Auf Nachfrage habe er zugegeben, „bestimmte Bevölkerungsgruppen abzulehnen“ und ganz „unverblümt“ seine menschenverachtende Haltung zum Ausdruck gebracht.
Aus all diesen Gründen sei W. „kein Kandidat“ für Ikarus gewesen. Überdies sei es nicht Aufgabe des Programms, „Menschen ein Testat im Hinblick auf Unbelastetheit auszustellen“.
© Frankfurter Rundschau 28.11.2012
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