Presseberichte

Kreis Anzeiger – Mann von Leiter geholt und die Hose ausgezogen

Man hatte den Mann von der Leiter geholt, ihm die Hose ausgezogen und die Bilder der Überwachungskamera, die die Szene am Abend des 9. Mai 2010 in einer Straße in Echzell aufgezeichnet hatte, ins Internet gestellt. „Dass Menschen so was machen“, hatte sich der 60-Jährige bis dahin nicht vorstellen können. Das Erlebnis hat er heute, zweieinhalb Jahre später, noch nicht verarbeitet. Er ist Nebenkläger im Prozess gegen seinen Nachbarn, der sich am Gießener Landgericht neben diesem Vorfall vor allem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel- und das Waffengesetz, wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen verantworten muss.

Die Bilder eines anderen ohne dessen Einwilligung zu veröffentlichen, stellt einen Verstoß gegen das Kunsturheberrechtsgesetz dar. Der Angeklagte bestreitet nicht, dass es das Video gibt. „Ich bin aber nicht pauldeprinz.“ So hatte sich offenbar der Nutzer der Internetplattform genannt, der das Video ins Netz stellte. Wer „pauldeprinz“ sei, wisse er nicht.

In der Straße in Echzell gibt es viele Überwachungskameras. Manche waren schon installiert worden, Jahre bevor der Angeklagte mit seiner Frau dorthin gezogen war, andere erst, seit sich die Streitigkeiten zwischen dem 26-Jährigen und den Nachbarn immer mehr zugespitzt hatten. Er selbst besaß auch eine Kamera. Kurz vor dem 9. Mai 2010 soll er diese am Haus des Nachbarn verdreht haben. „Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, fand der Nachbar und hatte es dem Jüngeren offenbar auf gleichem Wege heimzahlen wollen und sich eine Leiter geschnappt. Auf dem Anwesen des 26-Jährigen war an jenem Abend einiges los gewesen. Im Haus fand eine Party statt, Polizeibeamte, die wegen der Feier zum Anwesen des Echzellers gerufen worden waren, standen mit dem 26-jährigen auf dem Hof, „einen Drink in der Hand“, erinnerte sich der Nachbar im Zeugenstand. Dennoch war es einigen der Gäste gelungen, den 60-Jährigen von der Leiter zu zerren und ihn auszuziehen. Bis vor wenigen Tagen war das Video für jedermann im Internet zu sehen. Erst jetzt ist es dem Anwalt des Mannes gelungen, die Betreiber der Plattform dazu zu bringen, „pauldeprinz“ und seine Inhalte zu sperren. Der Prozess wird am 29. Oktober fortgesetzt.

 © Kreis Anzeiger 10.10.2012

 

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