Presseberichte

Frankfurter Rundschau – Hakenkreuze und Glatzentreffen

Ein Hakenkreuz an einer Gartenhütte, ein anderes, gut sichtbar, an einem Trafo-Häuschen am Nidda-Radweg. Gerhard Salz von den Florstädter Grünen hat die Schmierereien fotografiert. Mit den Fotos leitet er am Samstagnachmittag im Bürgerhaus in Leidhecken die Diskussion über den „Umgang mit Rechten in Florstadt und Umgebung“ ein.

Das Städtchen im Zentrum der Wetterau könnte die neue Heimat der rechtsextremen „Old Brothers“ werden könnte, nachdem deren Kopf Patrick W., der sich selbst „Schlitzer“ nennt, verhaftet wurde. W. muss sich derzeit vor dem Landgericht Gießen wegen sieben Anklagen verantworten, von Volksverhetzung bis Verstößen gegen das Betäubungsmittel- und das Waffengesetz. Seine Hofreite in Echzell, bislang das Zentrum der Aktivitäten der „Old Brothers“ ist verwaist, die Zwangsversteigerung der Immobilie steht an.

„In Echzell ist es ruhig geworden“, sagt der Vorsitzende der „Grätsche gegen Rechtsaußen“ Manfred Linss. Die BI war wegen der rechtsextremen Aktivitäten in Echzell gegründet worden. Sie habe ihr Ziel, den Schlitzer aus Echzell wegzuhaben, erreicht, sagt Linss. Er geht davon aus, dass Patrick W. nicht mehr nach Echzell zurückkehren wird. Die Frau des 26-Jährigen soll inzwischen zu ihren Eltern nach Florstadt zurückgekehrt sein. W. selbst stammt ebenfalls aus Florstadt. „Die schlagen nun wieder in Florstadt auf, nachdem Echzell geschlossen wurde“, sagt Bürgermeister Herbert Unger (SPD).

Der feste Kern der Old Brothers besteht aus 50 Leuten, sagt Andreas Blaser von der Antifaschistischen Bildungsinitiative (Antifa BI) Wetterau. Das Umfeld bestehe aus etwa 300 Leuten. Diese Gruppe sei „nicht direkt politisch, sie besteht nicht nur aus Neonazis“. Gerade das mache sie aber so gefährlich. Sie sei „integraler Bestandteil der Jugendkultur“.

„Ich halte ihn nicht für einen politischen Menschen“, sagt Unger (SPD) über Patrick W. Der sei nicht „der Held“ zu dem er stilisiert werde, sondern ein „mieser, jämmerlicher Feigling“. Unger berichtet von Treffen „von schwarz bejackten Glatzen“ auf dem Parkplatz eines Lebensmittelmarktes. Weil es ein Privatgrundstück ist, könne die Stadt nur schwer dagegen vorgehen. Genauso bei den Hakenkreuzschmierereien, die sich an Privatgebäuden befänden.

In der Wetterau sei der Rechtsextremismus schon immer stark, sagt Balser. Woher das komme, fragt einer aus dem Publikum. Es fehle vor allem in der östlichen Wetterau an Angeboten für Jugendliche und es gebe eine Ignoranz gegenüber rechtsextremen Aktivitäten. In dieser Situation könne ein Patrick W. „jede Menge Jugendliche ziehen“, antwortet Balser.

© Frankfurter Rundschau 24.09.2012

 

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